Traditionelle Bauweise oder Ingenieurbauweise?
Als Trockenmaurer bauen wir unsere Trockenmauern meist auf traditionelle Weise (Fig A ). Bei dieser Bauweise ist die äussere Mauerschale deutlich unterscheidbar von der dahinterliegenden Hintermauerung. Das Tragverhalten kann bei dieser Bauweise nicht berechnet werden.
Wenn wir eine Stützmauer bauen, die eine Straße oder ein Gebäude tragen soll, müssen wir sicher sein, dass die Tragfähigkeit der Mauer ausreichend gross ist. Die Mauer muss von einem Ingenieur berechnet werden. Bei der Ingenieurbauweise wird ein trapezförmiger Querschnitt berechnet, der vom Trockenmauerer in gleichbleibender Steinqualität gemauert werden muss (Fig B) Der Aufwand für den Bau einer solchen Stützmauer ist wesentlich höher (In der Praxis hat sich gezeigt, dass für den Bau solcher Mauern das Steinmaterial vorsortiert und vorgerichtet werden muss).
Während bei der Ingenieurbauweise die Tragfähigkeit des Mauerwerks genau berechnet werden kann, ist dies bei der traditionellen Bauweise nicht der Fall. Dennoch tut die traditionelle Bautechnik an vielen Stellen problemlos ihren Dienst. Das Tragverhalten solcher Wände kann wie folgt verstanden werden:
Die traditionelle Trockenmauer bildet im Bereich der langen Bindersteine eine Art trapezförmigen Querschnitt, wenn die Hintermauersteine in diesem Bereich sorgfältig eingeschichtet werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die längsten Bindersteine unten eingebaut werden und ihre Länge dann nach oben hin abnimmt ( Fig C). Wird diese Regel nicht beachtet, ergibt sich ein unregelmäßiger Querschnitt mit verminderter Tragfähigkeit ( Fig B).