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Project: Statics of drystone walls

Statische Berechnungen, praktische Umsetzung in Trockenmauerwerk

Uns Trockenmaurer interessiert, welche Auswirkungen die vorstehenden Überlegungen auf die Ausführung des Mauerwerks haben.


Traditionelle Bauweise oder Ingenieurbauweise?

Als Trockenmaurer bauen wir unsere Trockenmauern meist auf traditionelle Weise  (Fig A ). Bei dieser Bauweise ist die äussere Mauerschale deutlich unterscheidbar von der dahinterliegenden Hintermauerung. Das Tragverhalten kann bei dieser Bauweise nicht berechnet werden. 

Wenn wir eine Stützmauer bauen, die eine Straße oder ein Gebäude tragen soll, müssen wir sicher sein, dass die Tragfähigkeit der Mauer ausreichend gross ist. Die Mauer muss von einem Ingenieur berechnet werden. Bei der Ingenieurbauweise wird ein trapezförmiger Querschnitt berechnet, der vom Trockenmauerer in gleichbleibender Steinqualität gemauert werden muss (Fig B) Der Aufwand für den Bau einer solchen Stützmauer ist wesentlich höher (In der Praxis hat sich gezeigt, dass für den Bau solcher Mauern das Steinmaterial vorsortiert und vorgerichtet werden muss). 

 

 

Während bei der Ingenieurbauweise die Tragfähigkeit des Mauerwerks genau berechnet werden kann, ist dies bei der traditionellen Bauweise nicht der Fall. Dennoch tut die traditionelle Bautechnik an vielen Stellen problemlos ihren Dienst. Das Tragverhalten solcher Wände kann wie folgt verstanden werden:

Die traditionelle Trockenmauer bildet im Bereich der langen Bindersteine eine Art trapezförmigen Querschnitt, wenn die Hintermauersteine in diesem Bereich sorgfältig eingeschichtet werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die längsten Bindersteine unten eingebaut werden und ihre Länge dann nach oben hin abnimmt  ( Fig C). Wird diese Regel nicht beachtet, ergibt sich ein unregelmäßiger Querschnitt mit verminderter Tragfähigkeit  ( Fig B).


Neigung der Steine und Mauerschichten

Wie im Abschnitt "Reibung" und auch im Abschnitt "Erdbeben" erläutert, sollten die Steine bei allen Bauweisen (traditionell und vom Ingenieur entworfen) immer in Richtung des Stützmaterials geneigt sein. In der Regel stehen die Mauerschichten und die Auflageflächen in einem rechten Winkel zur Neigung der Stirnseite der Trockenmauer.


Fundamentsteine und lange Bindersteine

Die Ausführungen im Teil "Bemessung" zeigen, dass die Stützmauern aus Trockenmauerwerk im unteren Drittel besonders belastet sind. In diesem Bereich müssen bei der Ausführung folgende Punkte berücksichtigt werden:

Schneidet die resultierende Kraft die Fusslinie im Fundamentbereich sehr weit aussen, besteht die Gefahr, dass Fundamentsteine ins Erdreich gedrückt werden. Die Fundamentsteine sinken gegen aussen ein und es entsteht eine Bauchung (Abb B untenstehend). Dieser Schaden ist sehr oft zu beobachten wenn die Fundamentsteine zu klein dimensioniert sind, oder das Erdreich zu wenig tragfähig ist.

Als Gegenmassnahme sind ausreichend grosse Fundamentsteine einzubauen (als Binder und wenn möglich überstehend). Im unteren Drittel der Mauerhöhe sind mehr lange Bindersteine einzubauen als in der restlichen Mauerhöhe (Abb C untenstehend). Siehe diesbezüglich auch das SIA Merkblatt 2053, Absatz 6.3.1.

Die weit aussen gegen das Mauergesicht wirkende resultierende Kraft kann zuden bewirken, dass sehr schmal und hoch als Läufer eingebaute Steine kippen. Auch hier können sich unerwünschte Bewegungen und Verformungen des Mauerwerks ergeben (Abb E untenstehend). Dieser Effekt kann verhindert werden, wenn (insbesondere im unteren Drittel der Mauerhöhe) genügend lange Bindersteine eingebaut werden (Abb F untenstehend)

Dasselbe gilt, wenn ein Versagen aus Kippen und Gleiten eintritt (vgl. Abschnitt "Dimensionierung"). Auch hier kann mit einem Einbau von genügend langen Bindersteinen ein Versagen des Trockenmauerwerks im Fussbereich verhindert werden. Siehe diesbezüglich auch das SIA Merkblatt 2053, Absatz 6.3.1.