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Trockensteinmauern

Der Bau von Trockenmauern ist Handwerk, Kunst und Wissenschaft zugleich. Die umweltfreundliche, aber arbeitsintensive Baumethode kommt ganz ohne Mörtel aus. Nur die roh gespaltenen Steine aus Steinbrüchen (oder wie früher Steine aus Rüfen, alten Mauern und dergleichen) werden aufeinander geschichtet und bilden das Mauerwerk. Die Steine haben keine exakten geometrischen Formen, da sie möglichst wenig bearbeitet werden. Aussehen, Textur und Farbe der Trockenmauern sind stark abhängig von der Gesteinsart und dem Grad der Bearbeitung der Steine. 

 

 

Landschaft

Trockenmauern sind landschaftsprägende Elemente. Dadurch, dass Naturstein aus der Gegend verwendet wird und dass die Mauern optisch durch Steine gegliedert werden, welche in ihrer Grösse und Gewicht dem menschlichen Masstab entsprechen, passen sich Trockenmauern harmonisch in Landschaften ein. Der Erhalt der Trockenmauern ist für den Landschaftsschutzes und im Bereich des sanften Tourismus wichtig.

 

Handwerk

Wichtigstes Werkzeug des Trockenmaurers ist das Auge und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Die Steine sollen mit möglichst wenig Bearbeitung zu einem Mauerwerk gefügt werden. Deshalb muss jeweils der passende Stein gesucht werden, der in die Lücke oder auf die darunterliegenden Steine passt. Der Trockenmauerer arbeitet üblicherweise mit dem lokal vorkommenden Gestein. Er versucht, die Charakteristik des Gesteins und der lokalen Mauerbilder zu respektieren.
 
Trockenmauern ist Schwerarbeit. Während einem Tag bewegt ein Trockenmaurer zwischen 3 - 4 Tonnen Steine. Ein gesunder Rücken und Ausdauer sind Voraussetzungen für die Ausübung des Trockenmaurer-Handwerks. Obwohl die Steinbearbeitung beim  Trockenmauern möglichst gering sein soll müssen die Steine zum Teil bearbeitet werden. Diese Bearbeitunge erfolgt, um Stoss- und Lagerfugen optimal ausbilden zu können. Stabile Auflager und geschlossene Stossfugen erhöhen die Stabilität des Mauerwerks und senken den Unterhaltsaufwand.
 
Für die Bearbeitung der Steine benötigt der Trockenmaurer Steinmetzwerkzeuge: den Fäustel, den Setzermeissel, den Prellermeissel. Bei gewissen Gesteinen kann auch ein Zahneisen eingesetzt werden. In dieser Hinsicht ist die  Tätigkeit des Trockenmaurers mit den fünf steinverarbeitende Berufe verwandt, welche in der Schweiz ausgebildet werden (Steinhauer/in, Steinmetz/in, Steinbildhauer/in, Steinwerker/in, Pflästerer/in). Wie diese, muss der Trockenmaurer die Gesteine, die Werkzeuge kennen und wissen wie man die Werkzeuge einsetzt, um das gewünschte Resultat zu erreichen.
 
Je nach Gestein und  Baustelle müssen auch Maschinen eingesetzt werden. Zum Spalten von grossen Steinen werden Löcher gebohrt und die Steine mit Spaltkeilen gespalten. Schwere Steine werden mit Bagger oder Hebezeugen versetzt. Transporte erfolgen mit den verschiedensten Hilfsmitteln.

Nutzen und Bedeutung von Trockenmauern

Trockenmauern stammen aus einer Zeit, in der die Energie knapp und der Transport schwierig war. Die Bauwerke, die die Menschen errichteten, um sich ihre Umwelt nutzbar zu machen (alles, was man heute als Infrastruktur bezeichnet), wurden daher aus den Materialien gebaut, die die Menschen direkt vor Ort vorfanden. Trockenmauern dienten dem Bau von Straßen, der Terrassierung von Hängen, der Errichtung von Gebäuden und dem Bau von Strukturen zum Schutz vor Naturgefahren. Trockenmauern wurden auch eingesetzt, um optimale landwirtschaftliche Erträge zu erzielen und das Mikroklima günstig zu beeinflussen: Die Mauern dienen als Windschutz, speichern Wärme und verringern die Verdunstung von Feuchtigkeit.

Heute wissen wir, dass Trockenmauern ein wertvoller Lebensraum für viele Pflanzen, Tiere und Insekten sind. Sie leisten einen wichtigen Beitrag bei der Erhaltung der Biodiversität. Früher spielte dieser Aspekt keine Rolle. Erst heute werden Trockenmauern erhalten und repariert um diesen wertvollen Lebensraum zu erhalten

Beispiele:

Img 1+2: Gotthard, Schweiz. Trockengemauerte Stützmauern am Bahntrasse.

Img 3: Sustenpass, Schweiz. Alte Passstrasse

Img 4: Tendapass, Italien. Napoleonische Militärstrasse

Img 5: 

Buildings

Img 1:

Img 2+3: Cevennen, Frankreich

Img 3+4: Piemeont, Italien

Img 5+6: Cevennen, Frankreich

Img 7: Piemont, Italien

 

Img 1: Sion, Schweiz. Terrassenmauern im Rebberg Clavau/Tous-les-Saints/Domaine de la Cotzette

Img 2: Naxos, Griechenland. Terrassenmauern

Img 1+2: Val Poschiavo, Schweiz, "Crot", Kragkuppelgebäude zum Kühlen von Butter und Milch. Wasser fliesst durch das Gebäude.

Img 3: Indemini, Schweiz, Kleine Gebäude in einem Bach zum Kühlen von Milch und Butter.

Img 4: Nevera, Valle Muggio, Schweiz. Trockengemauerter Schacht, der mit Schnee und Eis gefüllt wurde zum Kühlen von Milch und Butter.

Img 5+6: Pantelleria, Italien, Dammuso, Trockengemauerter Schutz eines Orangenbaumes vor Hitze, Wind und Austrocknung.

Img 7: Naxos, Griechenland, Trockenmauern, die Weinreben vor Wind und Austrocknung schützen.

Img 8: Lanzarote, Spanien, Trockenmauern, die Weinreben vor Wind und Austrocknung schützen. In den Mauern kondensiert die Feuchtigkeit aus dem Nebel.

Img 1+2: Val Calanca, Schweiz. Trockengemauerter Schutzdamm in Bodio, Cauco

Img 3+4: Alp Faldum, Schweiz. Lawinenverbauungen

Img 5: Amden, Schweiz. Lawinenverbauungen

Img 6: Bellagio Italien, Schutzmauer

Img 7: Val Madris, Schweiz. Lawinenschutzmauer

Img 7: Grosser St. Bernhard, Schweiz. Lawinenschutzmauer

Img 1: Cheyres, Schweiz. Grenzmauer

Img 2: Jura, Schweiz. Grenzmauer